Lockdown Nr. 487

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Es ist also soweit. Was sich nun über Wochen und Tage schleichend angekündigt hat, tritt ab Montag ein: Österreich geht in einen weiteren Lockdown. Natürlich bleiben die Schulen und Kindergärten offen, das können wir den Eltern ja nicht antun, dass sie da wieder Homeschooling im Homeoffice durchpeitschen müssen. Aber wir empfehlen es, weil wir haben ja eine Pandemie. Also liebe Eltern, wenn möglich, dann bequatscht Eure Arbeitgeber, stellt die Selbständigkeit ein und lasst die Kinder zu Hause. Im Sinne aller.

Ich kann mich da jetzt maßlos darüber aufregen, wie viele es (zurecht) auch tun. Aber ich habe keine Lust. Vielleicht wirkt sich meine Pandemiemüdigkeit darin aus, dass ich mich einfach nicht mehr aufregen will. Vielleicht habe ich aber auch in den letzten Monaten zu viel über meine Gedanken und deren Auswirkungen auf mich gelernt. Die sind nämlich sehr stark und nachhaltig. Die Gedanken meine ich. Und die Auswirkungen auch.

Ich schnappe also die Kids und wir gehen in diesen Lockdown rein, wissend, dass das nicht immer lustig war, zuweilen anstrengend und ja, man möchte verrückt werden. Aber es bringt uns allen nix. Da hilft jetzt nur eins: Jeden Tag nehmen, wie er kommt. Und wenn der gestern mühsam war, dann lasse ich das beim gestern und vertrauen, dass der nächste Tag ein besserer wird. Ich weiß, dass es für viele gerade echt schwer ist, sie am Limit sind und nicht wissen, wie sie das schaffen sollen. Aber wenn wir uns dabei gedanklich verrückt machen, dann hilft uns das gar nichts.

Ich stand neulich morgens in der Küche und habe diesen bekannten Schmerz im oberen Rücken gemerkt. Es ist ein Schmerz, der gewöhnlich frühestens am Nachmittag auftaucht, wenn da schon ein halber Tag auf mir liegt. Dass es morgens schmerzte, war neu. Und ich spürte, wie Panik in mir aufkam. Was, wenn das jetzt schlimmer wird alles? Was, wenn ich jetzt so ein Rückendings kriege, wo ich irgendwann nicht mehr weiß wie ich sitzen, gehen oder liegen soll? Ich bin doch erst 43! Wie soll ich einen Tag schaffen, der schon so beginnt? Natürlich hat sich Miniklein an diesem Morgen ewig Zeit gelassen beim Anziehen und ich habe Stress bekommen. „Wir müssen los, komm schon, mach doch mal hin!“ Was da gesprochen hat war nur meine Angst, meine Panik. Meine Rückenschmerzen im Prinzip. Also habe ich innegehalten und tief durchgeatmet. Nichts ist hier dramatisch. Es ist alles ok.

Ich darf mehr auf meinen Rücken achten, mehr Übungen und Yoga machen. Ich darf mich öfter mal wieder gerade hinlegen am nachmittag. Ich darf den Kindern mehr übergeben, sie sind groß genug, sie dürfen mir hier helfen und verstehen das auch. Ich muss sie halt öfter mal erinnern, aber gut. Aber ich muss mir keinen Bandscheibenvorfall ausmalen, den ich überhaupt nicht habe. Das ist alles in unserem Kopf.

Überraschenderweise ist dieser Tag ein Guter geworfen. Weil ich entschieden habe, dass er die Chance dazu hat, egal wie er beginnt. Seitdem achte ich nochmal mehr darauf, was ich mir so einrede von früh bis spät. Und werde das auch die nächsten Tage machen. Wenn ich hier versuche zu arbeiten, Lernpakete der Kinder zu organisieren, Miniklein beschäftigt halte und dazwischen kochen und einkaufen soll. Gibt es halt wieder öfter Pizza.

Ich wünsche allen, dass sie da gut durchkommen. Wir sitzen ja doch im selben Boot. Aber schaut nicht, wie toll die anderen das hinkriegen, lasst Euch nicht einreden, dass Ihr mehr machen müsstet oder besser. Bleibt bei Euch, achtet auf Euch und auf Eure Kinder. Und vergesst nicht zu lachen alle miteinander. Vielleicht wollt Ihr abends den Fokus auf das richten, was schön war an dem Tag, fragt auch Eure Kinder und pickt Euch so die feinen Momente raus aus diesem Wahnsinn. Wenn schon, dann darf doch am Ende was Gutes stehenbleiben, oder?

Alles Liebe!

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Britt Bürgel

    Sehr schön geschrieben! Genau so sehe ich den Weg auch: von Tag zu Tag vorangehen und bei sich bleiben. Mit offenem Herzen. Ich glaube fest daran, dass darin unsere wahre Macht steckt. Sie kommt auf leisen Sohlen daher. Ihr zuzuhören, heißt für mich auch, sich selbst nahe zu sein. Danke für Deine wertvollen Impulse!

  2. Lisa

    Schöner, positiv-stimmender Text in dieser Zeit! Danke 🙂

  3. annette

    …bei uns geht es manchmal nur von stunde zu stunde…kleine häppchen…..die hoffnung nicht aufzugeben…
    herzlichst
    annette

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