Ihr seid laut. Aber wir sind lauter.

BFF_1508_ButtonBlau3-300x3001Während der Schwangerschaft ist man in Österreich bestens versorgt. Frauenärzte sind jederzeit besuchsbereit und beantworten geduldig alle Fragen, gern auch per email oder Telefon. Außerhalb der Sprechzeiten kann ich mich im gewählten Krankenhaus für die Geburt auch schon vorher melden, wenn ich Sorgen oder Probleme habe. Ich kann mir auch für die Begleitung eine Hebamme suchen, wenn ich mir diese leisten will und kann. Sämtliche Pränataldiagnostiken sind möglich und regelmässige Ultraschalluntersuchungen beobachten das ungeborene Kind und seine Entwicklung. Wenn etwas nicht stimmt, werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Je nach Situation. All das steht mir zu. Wenn ich in Österreich lebe. Und dort gemeldet bin. Amtlich angemeldet. Legal wohnhaft. Mensch erster Klasse.

In den Flüchtlingszentren sitzen Schwangere, die nicht genug versorgt sind. Die Schmerzen haben, für deren Abklärung sie keine amtliche Aufenthaltsgenehmigung haben.  Die nicht wissen, wie es ihrem ungeborenen Kind geht, wie und wo die Geburt vor sich gehen soll und in was für eine Welt, was für ein Leben sie ihr Kind gebären werden. Sie sind voller Angst und Sorge, verzweifelt und unsicher. Sie sind in einer Welt angekommen, die besser und sicherer sein sollte, als die, in der sie ihr bisheriges Leben verbracht haben. Weil Krieg herrscht. Weil Unmenschen ihr Unwesen treiben und auf Menschenleben speiben.

Was es für eine Schwangere bedeuten muss, in so einer Situation zu sein, ist mir als selbst Schwangere gerade so schleierhaft, dass mir schwindelig wird von dem Gedanken. Was es für das Ungeborene Kind bedeuten muss, mag ich mir gar nicht ausmalen. Wie viel Stress, Sorge und Angst es im Mutterleib schon erfährt. Während Mütter in Elternforen hier in dieser heilen Welt diskutieren und streiten, ob der Schnuller gut ist für den Kiefer, das Familienbett sicher ist oder gekaufte Breigläschen eine schlechte Mutter machen.

Nein, wir müssen unser Leben nicht anhalten, weil es anderen schlechter geht als uns. Aber wir können innehalten und unsere Sorgen und Probleme überdenken.

Stattdessen ziehen in Deutschland Unmenschen umher und zünden Unterkünfte an, in denen verzweifelte Menschen leben sollen. Zusammengepfercht auf engem Raum, unter ihnen Kinder und auch Schwangere. Doch nein, die kommen ja in unsere heile Welt und wollen uns bedrohen. Unsere Sicherheit, unsere Arbeit, unsere raren Krippenplätze, unsere… ja unsere was? Dabei ist diese Angst ein Ausdruck von Unzufriedenheit. Von eigener Unsicherheit. Wenn ich Menschen in Not Hilfe verwehre, sie stattdessen noch mehr bedrohe, dann ist das pure Unmenschlichkeit, Abartigkeit und Widrigkeit. Wenn man in österreichischen Zügen jammern muss, weil der Zug eine halbe Stunde zu spät ist, weil „die da den Weg versperrt haben“, dann möchte ich laut schreien und fragen, womit sie in ihrem Leben so unzufrieden sind, dass sie mit einer derartigen Unmenschlichkeit umherlaufen müssen.

Ihr macht mich wütend, ihr „ängstlichen Bürger“, ihr „sudernden Österreicher“. Ihr wollt laut sein und Euch wehren. Aber wir werden lauter und wehren uns gegen Euch. Immer mehr Menschen verbünden sich endlich gegen Euch, denn beim letzten Mal vor 80 Jahren, haben es die wenigsten gewagt. Schleicht Euch, mit Eurem Gejammer, verschluckt Euch an Eurem braunen Gesuder und versinkt in Eurer eigenen Suppe an Unzufriedenheit.

Blogger verbünden sich und wer auch nur eine Ahnung vom Netz hat, der weiß, was wir mittlerweile für eine Stimme haben können. Und diese werden wir nutzen. Macht mit. Werdet laut. Und zeigt der Welt, dass wir gelernt haben aus der Vergangenheit, dass alle Menschen das Recht auf Menschlichkeit haben. ALLE.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. andrea

    bravo und danke !

  2. R.

    Viele Menschen fühlen sich nicht betroffen, was anderen zustößt. Wir sind zu selbstbezogen und interessieren uns nicht ausreichend für die Not anderer Menschen. Das ist furchtbar. Wir sind aufgerufen, anderen gegenüber offen zu sein. Ihnen zu helfen und ein Bewusstsein von Zusammengehörigkeit zu entwickeln trotz aller Unterschiede.

  3. amberlight

    Danke! Wenn du magst, kannst du seine Gedanken auch noch bei meiner Blogparade #meinfreundsalim verlinken – in als spätere Kinderbuchleserin oder nur so, ist dabei egal. Ich würde mich darüber sehr freuen ….

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