Ich habe keine Lust mehr

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Halleluja.

Das sind irre Tage gerade. Rund um die Uhr bin ich quasi im Einsatz. Denke mir oft: Jetzt muss ich mich mal kurz aufs Sofa legen. Wenigstens mal kurz die Füße hoch, den Rücken gerade, Augen zu, atmen. Aber selbst wenn ich das dann mache, was nicht immer der Fall ist, eigentlich eher selten. Eher sehr selten, steht sogleich Miniklein neben mir und will sich dazu legen. Das klingt irre niedlich und kuschlig. Manchmal ist es das auch. Aber oft will ich eben wirklich mal meine Ruhe. So ganz in Ruhe meine ich. Ohne Körperkontakt. VOR ALLEM ohne Körperkontakt. Weil ich ja so schon rund im die Uhr hier Kontakt habe. Die Finger mit den Tasten. Die Augen mit der Brille. Der Kopf mit Arbeitsbüchern, Aufgaben und Zetteln. Die Knie mit dem Tischbein. Der Po mit dem Küchensessel. Und die Füße laufen dauernd hin und her. Kochen. Räumen auf. Räumen weg. Verräumen Dinge und helfen suchen. Wischen Popos. Öffnen die Türe, schließen andere, waschen Wäsche… You get the idea. Nein, am Sofa, da bin ich gern mal so ganz für mich.

Naja jedenfalls ist kaum Ruhe und überhaupt alles ein bisschen viel schon wieder. Schick doch die Kinder in die Schule! Die sind ja für Betreuung offen. Das stimmt. Aber irgendwie ist das ja auch nicht der Sinn vom Lockdown, dass alle dann doch überall hingehen, wo sie grad eher nicht hingehen sollen. Aber scheinbar bin ich da eine der wenigen, die das so sieht.

Aber auch wenn ich müde bin, alles etwas viel ist, so kann ich nur sagen: Ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich lasse mir meine Freude am Leben nicht nehmen. Ich habe die letzten Jahre sehr nach dieser Freude gesucht und jetzt habe ich sie wiedergefunden. Und jetzt halte ich die fest. Und von mir aus wedele ich auch ein bisschen damit in der Welt herum und halte sie anderen unter die Nase. Aber mir wird ja auch alles mögliche unter die Nase gehalten.

Auf Twitter zum Beispiel, da wird nur geschimpft. Über die Politiker (ja eh…), über die Querdenker (eh auch sehr zu recht…), über die LehrerInnen (die habens grad auch echt nicht leicht), über die anderen, vor allem immer über die anderen. Und ich sage Euch: Ich habe da keine Lust mehr drauf. Dieses Hingehacke und Hingehaue auf all die anderen, das Gejammer von früh bis spät, wie kacka grad alles ist, darauf hab ich keine Lust mehr. Da mach ich nicht mehr mit.

Jeden Morgen stehe ich unter der Dusche und bevor ich den Knauf auf kalt drehe, brauche ich eine kräftige Motivation, das zu tun. und die lautet: Freude! It feels good to feel good. Denn ehrlich, nach so einer ausgiebigen kalten Dusche, da fühle ich mich ein bisschen großartig. Und nunja, ich mache das doch nicht jeden Morgen, damit ich dann eine Stunde später mit meinem Kaffee schon wieder murrend vor dem Computer sitze und schimpfe.

Was wir gerade viel mehr brauchen ist Freude. Liebevolle Nachrichten. Lustiges. Wir sitzen alle in diesem Boot. Jede und jeder hat es hier auf ihre und seine Weise schwer. Umso wichtiger ist es, dass wir uns da gegenseitig stützen. Im Buddhismus ist es die Sangha, die Gemeinschaft, die so wesentlich ist. Wir alle brauchen diese Gemeinschaft. Und natürlich kann man auch mal gemeinsam gehörig schimpfen und sagen, was das alles für ein Kackmist ist. Aber dann ist auch wieder gut. Dann darf auch wieder Raum für anderes entstehen.

Vielleicht habt Ihr Lust jetzt mal alle zu überlegen, was auch gerade schön ist. Vielleicht, dass es bei Euch schneit? (Hier ist der Schnee schon wieder weg, aber immerhin, ein Hauch davon war da). Oder dass die Tage wieder länger werden? Oder dass Ibuprofen Regelschmerzen wegmacht! (heute für Euch getestet). Oder oder oder. Euch wird doch etwas einfallen, was gerade schön ist. Ich genieße es, dass ich wieder Freude empfinden kann. Dass fast alle Geschenke für die Tochter da sind für ihren Geburtstag morgen. Und dass ich wieder Lust zum Schreiben habe. Nicht nur hier, auch hier… oder hier…

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. amberlight

    Eine sehr gute Einstellung, die ich auch versuche umzusetzen – bei der Kaltduscherei traue ich mir übrigens seit Jahren nur die Arme und Beine ;-) Angefangen habe ich damit durch euer Jahr der Möglichkeiten ….

  2. Katharina BADOT

    Liebe Nadine, danke dass du wieder schreibst!!! Hab deine Geschichten vermisst. Es tut so gut von dir und deinem Leben zu lesen. Bitte mach weiter. Und ja, das Leben ist schön und uns geht es gut, innehalten und so, ist auch mal nicht schlecht!!!

    Alles Liebe,
    Kath

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