Erkenntnisse der Woche – Was für eine Welt ?

IMG_8025Die Woche fing ja äußerst explosiv an. Ein fast 4-jähriger, eine Rundstricknadel und eine Steckdose ergeben keine gute Kombination. Und so standen gegen späten Nachmittag 3 Rettungssanitäter in unserer Wohnung und holten uns ab für eine Reise ins Krankenhaus. Aber, so meinten sie, könnten sie nur 1 Kind mitnehmen. „Hams wen für die Kleine zum Aufpassen?“

Der Liepste war in Berlin und ich mit beiden Kids allein zu Haus. Außerdem stille ich noch, also wem konnte ich meine 1-jährige Tochter überlassen? Zumal ich ja bereits ahnte, dass wir Übernachtung und Frühstück im KH gebucht hatten und ich zur nächsten Stillmahlzeit sicher nicht zurück sein würde.

Und so flitzte ich über den Gang und klingelte an den Türen meiner Nachbarn. Und hatte Glück. Unsere direkte Nachbarin hatte Besuch von ihrem Sohn, der sofort Frau Klein – die er nie zuvor gesehen hatte – samt Kinderwagen per U-Bahn ins Krankenhaus brachte.

Ich hatte tausendfach Glück. Glück, dass ich in einem gemeinschaftlichen Haus wohne, in dem ich alle Nachbarn kenne und alle mich kennen. Glück, dass es kein wirklicher Notfall war, und ich Zeit hatte, an Türen zu klingeln. Abgesehen von dem Glück, dass Herrn Klein nix weiter passiert ist, außer einem scheinbar geringen Stromschlag an der Hand.

Doch was ist das für eine Welt? In der Rettungssanitäter eine Mutter bitten eines ihrer Kinder zu überlassen? Das Kleine einem Fremden oder das Große im Schreckzustand drei beängstigend wirkenden Sanitätern.

Eine Welt, in der wir so getrieben sind von Regeln und Vorschriften, von Prinzipien und Strukturen, dass wir den Menschen nicht mehr sehen. Wo Rettungssanitäter, deren Job es ist, Leben zu retten, den Menschen nicht mehr wahrnehmen? Sanitäter, die – kaum im Krankenhaus angekommen – halb darum knobeln, wer uns nun zur Ambulanz bringt, und wem derweil eine Rauchpause gegönnt sei. So dass man sich fühlt wie eine Nummer, ein Ballast, eine schlichte Notwendigkeit.

Ich wünsche mir mehr Menschlichkeit. Zum Glück habe ich die ja gleichzeitig erlebt, als eben jener Nachbarssohn, den ich nie zuvor im Leben sah, uns ohne zu zweifeln half. Es besteht also Hoffnung. Und der Berufsrettung Wien empfehle ich neben den normalen Erste-Hilfe-Kursen ein paar Einheiten in Menschlichkeit, in Empathie und Feingefühl anzubieten. Ich kann das gern übernehmen…

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Lilo

    Dein Blog ist so wertvoll für mich. Ich frage mich diese Frage, und zwar wirklich diese, fast jeden Tag, seitdem ich versuche, ein KleineMenschen-gerechtes Dasein zu leben. Die Kleinen und die Alten haben das Nachsehen, und das ohne jede Not, getrieben von einem wirtschaftlichen Interesse, das fast niemand haben mag, aber trotzdem den Zeitgeist prägt. Also, so sehe ich das zumindest heute, an diesem Abend… Gut, das dem Kleinen nix passiert ist.

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