Erkenntnisse der Woche – so bin ich

radeln scotland
Radtour Isle of Arran, Scotland, 2008

Ich denke viele von uns kennen das: zuweilen möchte man im Leben doch gern ein bisschen weniger so sein. Dafür lieber ein wenig mehr so. Vor allem, wenn ich Menschen kennenlerne, die mich beeindrucken, denke ich mir oft: Wow, davon hätte ich auch gern ein wenig mehr. Sei es eine ruhige Ausstrahlung, Geduld, Kreativität oder ähnliches. Aber diese Woche hatte ich diesbezüglich gleich zwei Erkenntnisse.

Ich bin wie ich bin
Es mag Dinge geben, die wir im Laufe des Lebens an uns ändern. Macken, die wir ablegen, andere, die wir uns immer mehr zu eigen machen. Aber im Wesentlichen fällt es mir doch sehr schwer, mich grundlegend zu ändern. Und das ist ok so. Das darf so sein. Ich bin, wie ich bin. Und je mehr ich akzeptiere, dass das so ist, umso leichter fühle ich mich. Ich bin nunmal kein Morgenmensch. Ich bin extrem pünktlich (mit Hang zur Überpünktlichkeit). Ich bin ungeduldig. Alles Beispiele, die ich gern hie und da schon mal geändert hätte. Aber es geht nicht. Und es muss auch nicht gehen. Und in der Annahme, dass ich so bin, dass das ICH bin, akzeptiere ich mich selbst ein wenig mehr. Ein großer Schritt.

Ich bin so, wie ich sein will
Zu den Dingen, die ich an anderen immer sehr schätzte und mir sehr für mich selbst wünschte, gehören zum einen Kreativität und Ruhe. Dazu gehört auch das ruhige Reden. Sich Pausen nehmen beim Reden. Gedanken ordnen und nicht hetzen lassen davon, dass die anderen unterwegs den Faden verlieren könnten. Denn wenn das, was wir erzählen, interessant ist, dann hören die Menschen auch zu, egal wie schnell oder langsam ich reden.

Als ich nun diese Woche meinen ersten Podcast aufnahm, mich dabei hin und wieder selbst hören musste, erkannte ich, dass ich doch sehr wohl ruhig und bedacht reden kann. Was es dazu braucht ist eine gewisse ruhige Umgebung und Atmosphäre. Aber ich kann es, ich tue es dort, wo es drauf ankommt und ich brauch es nicht lernen. Klingt vielleicht banal, für mich war das eine sehr wertvolle Erkenntnis.

Neulich erzählte ich irgendwem hier im Haus davon, wie ich mal wieder ausgeflippt bin mit den Kindern. Und die Reaktion war: „Was, Du kannst laut werden?“ Scheinbar strahle ich für viele das aus, was ich so gern wäre und nur nie selbst an mir sehe.

Es ist also wichtig sich hin und wieder mal Zeit für sich selbst zu nehmen. Und das eigene Leben in Ruhe „von außen“ zu betrachten. Ich denke, man kann da ganz positiv überrascht sein, wenn man erkennt, wer man doch eigentlich ist und was man kann. Es tut gut zu wissen, dass man sich nicht mehr abstrampeln muss, um etwas zu erreichen, was man längst ist, oder gar nicht sein muss. Einfach einen Gang runter schalten, gemütlich den Weg dahin radeln und das Leben genießen.

Von welchen Eigenschaften hättet Ihr gern mehr? Oder welche versucht Ihr immer mal wieder abzuwerfen? Wie fühlt sich der Gedanke an, diese einfach anzunehmen?

„Nachahmung fremder Eigenschaften und Eigentümlichkeiten ist viel schimpflicher als das Tragen fremder Kleider; denn es ist das Urteil der eigenen Wertlosigkeit von sich selbst ausgesprochen.“ (Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. margreth

    Ich kenne diese Reaktion von anderen, dass sie mich so sehen wie ich gerne wäre (und sich auch so gaar nicht vorstellen können , wie laut ich ausflippen kann….) iritierend und doch gut.
    Und- JA liebe Nadine, einfach einen Gang runterschalten und das Leben genießen-
    das ist hohe taoistische Philosophie die gerade hier und jetzt in diesem unserem Haus auch sehr hilfreich ist.

  2. Ramona

    Das ist total spannend, diese Fremd- und Selbstwahrnehmung. Viele Menschen nehmen mich als ruhig, ausgeglichen und ordentlich (!) wahr. Ich selbst mich eher als impulsiv (vorallem mit den Kindern!), wuselig und naja, irgendwas zwischen ordentlich und chaotisch.
    Ich finde es überhaupt nicht schlimm, zu versuchen, Eigenschaften, die wir an anderen schätzen, eine Weile anzunehmen und auszuprobieren. Das ist wie in der Umkleidekabine ein neues Kleid probieren und schaun, ob es uns steht. Oder wie im Malerei-Studium, wenn man alte meister kopiert, um deren Techniken zu erlernen und zu erkunden und sich dann wieder davon zu lösen und auf den eignen Weg zu machen. Ich empfinde das als sehr bereichernd.
    Ich kann grad gar nichts nennen, wovon ich mehr hätte. Ich mag mich so wie ich bin. manchmal hätte ich mehr Geduld, an anderen Tagen mehr weltgewandtheit, an anderen wiederum mehr Feuer. Das kommt wirklich immer gerade auf meine Verfassung drauf an.

    1. buntraum

      Ja, letztendlich ist es wirklich bereichernd sich mal selbst als „neu“ zu probieren. Mir passiert das sogar oft unbewusst, wenn ich mit jemandem eine Weil zusammen war. Dann rede ich plötzlich anders oder bewege mich anders. Und solange man das so macht, wie es passt, ist es auch gut. Aber oft hab ich das dann irgendwie erzwingen wollen. Oder war so unglaublich unzufrieden so wie ich war. Das ist dann wohl eher kontraproduktiv. Das frustriert nur, ändert aber nichts wirklich.

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