Erkenntnisse der Woche – das Trilemma

IMG_3403Früher war mir hin und wieder langweilig. Ich weiß eigentlich nicht mehr so genau, wie sich das anfühlt. Ich habe es als mühsam und kaugummiartig in Erinnerung. Nicht sehr zufriedenstellend. Heute wäre ich froh, wenn ein Tag 48h Stunden hätte. Auch das ist nicht zufriedenstellend.

In meinem Kopf sprießen Ideen wie Unkraut. Die wenigsten sind jedoch Unkraut, sie sind alle zu gießen und zu hegen und zu pflegen. Dann wird aus ihnen auch meist etwas. Gleichzeitig muss ich aber auch ein wenig Geld verdienen. Das ist bisher noch nicht mit dem, was ich am liebsten tue, machbar. Deshalb muss ich auch Dinge tun, die nicht unbedingt Spaß machen. Die manchmal trocken sind. Und zäh. Und mittendrin, ja, da gibts ja die Familie. Eigentlich eher rundherum. Weil die immer da ist und alles umgibt. Und die sich auch nicht einfach mal beiseite schieben oder prokrastinieren lässt.

Und das ist mein Trilemma. Dass ich immer, wenn ich eine Sache mache, glaube, ich müsste mich um eine der zwei (oder beide) anderen Sachen kümmern. Dass ich immer das Gefühl habe, eins bleibt auf der Strecke. So ein klein wenig Stress, der immer in der Luft hängt. Mal etwas mehr stinkt, mal weniger.

Und die Kinder? Die spüren das. Genau das. Die riechen meine Unentspanntheit und wollen wissen: „Hey Mama, wo bist Du grad? Wo ist Dein Kopf? Was beschäftigt Dich?“ Die laufen unrund daher, weil sie sehen, dass ich da bin, aber nicht wirklich da. Für die ist es einfacher, wenn ich klar sage: „Ich muss jetzt was arbeiten.“ Und dann sitz ich da und arbeite. Oder ich muss jetzt Wäsche machen. Dann sehen sie, dass ich das mache. Und kennen sich aus. Aber oft beginnen hier so die Tage und ich weiß noch nicht so richtig, was von meinen vielen Dingen ich angehen will oder muss. Es tun sich zwischendurch neue Wichtigkeiten auf, neue Ideen oder die Prokrastination lässt mich ziellos durch die Wohnung treiben. Auf der Suche nach verlorenen Socken und vergessend, was ich eben noch wollte. Diese Tage sind die schlimmsten. Das sind die, an denen ich zuerst denke „Was ist heute wieder mit den Kindern los?“ Und irgendwann merke „Was ist heute eigentlich mit mir los? Achso, das, was mit den Kindern los ist. Eher umgekehrt.“

Unsere Kinder sind unsere Spiegel. Immer. Und an diesen gewissen Tagen, an denen sie so unentspannt und scheinbar launisch durch den Tag strolchen und unsere Nerven besonders zupfen, ist es meist hilfreich die Wetterlage zu checken um eventuell zu bemerken, dass wir selbst es sind, die unentspannt und planlos sind. Oder frustriert, launisch oder einfach unzufrieden.

So hilft es mir allmählich, mir am Vorabend oder spätestens morgens einen Plan zu machen, was der Tag bringen soll. Was ich schaffen will und worauf ich meine Konzentration, so sie denn je erwachen wird, lenken will. Es ist sinnvoll mir vor dem Mittagsschlaf der Frau Klein zu überlegen, was ich während eben jenem tun möchte. Vor allem: was sich auch wirklich in dieser unberechenbar lang oder kurzen Zeit ausgeht. Und für die Nachmittage nehme ich mir nichts geistiges und nichts computerabhängiges vor. Eher ein wenig sehr wenig Hausarbeit und viel Eventualität für Zeit mit den Kindern. Dann bin ich weniger frustriert, wenn ich gewisse Dinge nicht schaffe. Weil sie gar nicht erst eingeplant sind. Und wenn sich dann doch ein Minütchen ergibt, so bin ich freudig und froh. Und doppelt zufrieden.

Tja, es ist nicht leicht dieses Trilemma zu schupfen. Aber wie ich bemerken musste, ist es das auch für die Kinder nicht. Weil die eben alles mit uns spüren und ständig von uns wissen wollen, was wir tun und fühlen. Und wo wir sind. Auch wenn wir da sind, neben ihnen sitzen. Gerade dann eigentlich.

Wie schafft Ihr es Eure Familie, Eure Jobs und all das, was Ihr sonst zum Selbst sein, zur eigenen Inneren Zufriedenheit braucht, auch wirklich zufriedenstellend unter so einen täglichen oder wöchentlichen Hut zu bringen? Seid Ihr hochorganisiert und verplant oder lebt Ihr in den Tag hinein und schaut, was kommt? Was stellt Euch zufrieden, was nicht? Erzählt mir von Eurem Trilemma. 

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Micha

    Das kenne ich auch sehr gut. Während der Pflichtarbeit träume ich von dem, was mir Spaß macht usw.. Richtig schlimm wird es, wenn ich meine Auszeit lange aufschieben muss, weil immer wieder etwas dazwischen kommt. Planen hilft mir auch, zumindest in Form von kleinen To-do-Zetteln für den Tag mit Dingen, die ich sonst gerne vergesse. Oft hilft es auch, sich nicht zu viel vorzunehmen.
    LG, Micha

  2. Ramona

    Ach ach ach, wem sagst du das. ich feile täglich neu an meiner Routine herum. mal klappt es gut, mal weniger. Immer abhängig von Schlaf und Tatendrang des Sternguckers, der ja hier rumwuselt und sich zwar beschäftigt, diese Beschäftigung aber nicht immer ein Zeitgewinn für mich ist, falls du weisst was ich meine ;-)

    Ich arbeite vormittags am Rechner, nachmittags nicht, im Haushalt, draussen oder konzeptionell auf Papier. Grad wie die Stimmung der Kinder ist bzw die Besetzung im Haus (ob de Wolf sich verabredet, draussen unterwegs ist, 3 nachbarsjungs bei uns sind etc).

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