Einfach nur Eltern sein.

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Im Urlaub verbrachten wir den einen oder anderen Tag am Strand, lag ja nahe, da war ja die Ostsee. Die beiden Kleinen sind den Wellen und dem Meer eher skeptisch gegenüber eingestellt, aber Herr Klein wagt sich gern schon etwas weiter hinaus. Allerdings natürlich nicht ohne uns, und so war es auch mal an mir, mit ihm ein Stück hinauszuschwimmen.

Nun bin ich eher so eine Wasserphobikerin. Ich mag das Wasser voll gern, aber ich hab sowohl im Schwimmbecken als auch in Seen oder Meeren eine ziemlich schnell panisch werdende Angst vor der Weite, der Tiefe und dem vielen Raum um mich herum und unter mir drunter. Und so schwamm ich mit Herrn Klein ein wenig raus, aber nicht zu weit. Er tauchte hin und her und durch mich hindurch und ich hatte das Gefühl, ich müsste mit ihm da jetzt ein paar mehr lustige Faxen machen. Aber was? Und so ließ ich ihn machen und schwamm neben ihm her, plauderte und lachte mit ihm.  Bis mir kalt wurde und wir raus gingen.

Kurz bevor wir zurück bei den anderen waren, sagte er: „Das war jetzt richtig schön mal nur mit Dir, Mama.“

Da ging mir einmal mehr ein Licht auf. Wir glaube als Eltern so oft, dass wir unseren Kindern eine tolle, eine aufregende, eine erinnerungswürdige Kindheit schenken müssen. Dabei ist alles, was sie brauchen, genügend Aufmerksamkeit und gemeinsame Freude. Als eines von drei Kindern ist Herr Klein froh, wenn er einen von uns allein für sich hat. Vor allem mich hat er wenig, weil mich der Kleinste noch immer sehr beschlagnahmt.

Überhaupt erlebe ich (uns) Eltern immer wieder sehr perfektionistisch und teilweise überaktiv. Uns selbst herauszunehmen und eine Pause zu machen ist fast unmöglich. ich weiß, dass es schwer ist, ich erlebe das ja täglich. Aber mittlerweile wissen die Kinder, wenn ich im Wohnzimmer auf dem Sofa oder davor liege: „Die Mama braucht jetzt mal ihre Ruhe.“ Und das ist gut so. Das ist wichtig. Und es ist genauso gut genug, wenn ich danach auch nur anwesend bin und nicht mitten im Geschehen. Wir müssen nicht die Kasperltheatermama sein, der Aktivpapa, die superkreative Bastelmutti. Wir müssen einfach nur wir selbst sein und so da, wie wir es können. Authentisch und echt. Wenn es Freude macht, ein Buch gemeinsam anzuschauen, dann heißt das „Ja gern.“ aber wenn es mühsam erscheint mit Holzzügen über den Teppich zu kriechen, dann heißt das „Nein, danke. Da hab ich keine Lust zu.“ Wir müssen nämlich gar nichts.

Miniklein spielt gern mit der Holzeisenbahn. Er kann natürlich noch nicht so gut die Schienen zusammenbauen. Das wiederum mache ich ganz gern. Aber danach bin ich raus, Züge schieben ist nicht mein Ding. Ich schau ihm gern bei seinem Tun zu, aber ich mach nicht mit. Und wenn er versinkt, kann ich mich wieder einem Buch widmen oder irgendetwas anderem.

Kinder brauchen keine Daueraktiveltern. Sie brauchen auch keine Unterhaltung und wenn ihnen mal langweilig ist, dann verstehe ich das, aber ich hole sie da nicht raus. Ich mache auch keine Vorschläge, was sie tun könnten. Ihnen fällt schon was ein, wenn man sie lässt.

An einem unserer letzten Urlaubstage war ich wieder im Wald und Herr Klein wollte mit. „Was machst Du immer im Wald?“ fragte er und ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Was tue ich? Ich spaziere. Ich betrachte die Bäume, bewundere sie. Ich finde Schätze. Ich genieße die Stille. Die Luft. Und so folgte er mir einfach, wir spazierten herum. Ich zeigte ihm die Freude des Springkraut, die sofort zu ihm übersprang. Ich zeigte ihm unterschiedliche Bäume und woran man sie erkennt. Wir wanderten zur großen Liane und schaukelten. Sonst nichts. Und als wir gingen, sagte er: „Das war schön Mama. Zu sehen, was Du da so machst im Wald.“

Kinder wollen uns als Menschen einfach sehen und kennenlernen. Wollen verstehen und uns in ihr Bild von der Welt einordnen. Sie wollen wissen, wer wir sind und was wir tun. Sie wollen nicht alles nachmachen, sie wollen entscheiden, was davon sie interessiert und was nicht. Und dann tun, wonach ihnen der Sinn steht. Sie wünschen sich, dass wir sie genauso interessiert betrachten und tun lassen. Dass wir uns für sie interessieren ohne vorzugeben. Dass wir da sind, ohne stets um sie herumzuschwirren. Vor allem wollen sie die Eltern, die wir sind und für sie sein können. Sie wollen nicht die Eltern der Kinder da drüben oder die, von denen wir vielleicht da im Internet tollste Fotos sehen. Sie wollen uns. Authentisch und echt. Das sollte doch gar nicht so schwer sein, oder?

 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Carla

    Schöner Artikel! Es gefällt mir gut, was du beschreibst – danke… ☺️

  2. Kristin

    Das klingt wunderschön. Danke für deine Gedanken!

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