„Ding – was willst Du von mir?“

Wann auch immer Besuch zu uns kommt und die hölzernen Kippelscheiben sieht, werde ich recht bald gefragt: „Wozu sind die?“ oder „Was macht man damit?“
Das sind wir. Erwachsene. Niemals ohne Aufgabe oder Ziel unterwegs.

Am Wochenende habe ich das Hengstenberg Seminar, das im Zuge der Piklerausbildung erforderlich ist, besucht. Ich wusste nicht wirklich, was mich erwartet und ob ich dickbäuchig und (fast schon) hochschwanger überhaupt sinnvoll daran teilnehmen könnte.
Und da war sie auch schon wieder – die Frage nach dem Sinn.

Viele der Übungen und Experimente in diesem Workshop wurden in 2 Gruppen aufgeteilt durchgeführt. Eine Gruppe die erforscht, spielt, experimentiert. Und eine, die beobachtet. Denn das Beobachten ist ein sehr wesentlicher Aspekt in der Arbeit mit Kindern. Wie sonst können wir das Kind als Individuum betrachten, wenn wir es nicht immer wieder in seinem Tun und Sein beobachten und neu kennenlernen?

Also saß ich da und beobachtete. Hörte mir an, was die einzelnen zu berichten hatten und fand mich nach einer kleinen Pause selbst am Boden liegend wieder. Und plötzlich dachte ich: „Was war jetzt nochmal die Aufgabe? Worum geht’s hierbei?“ Aber ich konnte die Frage nicht stellen. Niemand stellte sie und ich war offensichtlich die einzige, die schon wieder vergessen hatte. Also tat ich, was ich glaubte, was „richtig“ sei. Und während ich so tat begannen meine Sinne selbsttätig und ungeleitet zu arbeiten. Ich hörte. Ich fühlte. All das noch mehr, als ich endlich die Augen schloss und mich voll und ganz darauf einließ. Worauf? Das spielte jetzt keine Rolle mehr. Ich ließ mich treiben und landete in einem Fluss der Wahrnehmung.

So wie Kinder sich treiben lassen. Ohne zu fragen: Worum geht’s? Ist das sinnvoll? Was macht man damit?
Sie haben diesen Entdeckerdrang. Als Säuglinge am Boden liegend. Als Krabbelkinder. Laufend und Springend. Sie erforschen die Welt und dabei sich selbst. Sich selbst im Zusammenhang mit der Welt. Und sich selbst als eigenständiges Individuum. Und dieses Erforschen und Entdecken nennt man dann Spiel.

Heinrich Jacoby hat den Satz geprägt: „Ding – was willst Du von mir?“ Und genau das beschreibt, wie Kinder ticken. Sie fragen nicht nach einer Aufgabe, einem Ziel. Sie lassen sich leiten. Sie tun einfach. Sie nehmen einen Stein, einen Stock, ein Blatt. Und erfahren freudig und lustvoll, was dieser mit ihnen tut, während sie mit ihm tun. Sie spielen. Und wenn wir sie lassen und ihnen nicht erklären, wie man womit spielt oder nicht spielt, was man womit tun kann um was zu entdecken, dann können sie sich diese Freude erhalten. Die Neugier. Und wir können uns an ihnen und ihrem Spiel erfreuen und neu erfahren, was es heißt, einmal nicht nach dem Sinn dahinter zu fragen.

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