Das hast Du von Deinem Vater !

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Heute hat mein Papa Geburtstag. Bei der Genverteilung war er in meinem Fall eindeutig wesentlicher beteiligt als meine Mama. Ich sehe ihm nicht nur sehr ähnlich, wir tragen auch so sehr viele Gemeinsamkeiten in uns. In meiner Kindheit hörte ich sehr häufig den Satz: „Du bist wie Dein Vater!“

Leider klang das meist vorwurfsvoll. Meine Eltern waren getrennt und was ich von meinem Vater hatte, konnten nur die negativen Eigenschaften sein. Es war wie eine doppelte Watschn. Nicht nur wurde mir gerade etwas, das mit mir scheinbar nicht in Ordnung war, um die Ohren gefetzt sondern wurde auch mein Vater in ein schlechtes Licht gerückt. Viele Jahre hatte ich keine gute Meinung von ihm. Nur war das nicht meine Meinung.

Jetzt habe ich eigene Kinder. Natürlich liegt ein Vergleich immer nahe. Anfangs sind das noch Äußerlichkeiten. Dann folgen nach und nach mit sich formender Persönlichkeit auch die Eigenheiten innerlich. Doch so sehr ich überzeugt bin, dass der Vergleich zwischen Geschwisterkindern giftig sein kann, so kann er das auch mit den Eltern sein. Weil der individuelle Mensch dabei seinen Glanz verliert. Er ist nur so wie der. Hat das von dem. Und ist doch gar nicht er selbst.

Vergleiche bleiben nicht aus. Unsere Kinder haben die Augen vom einen, den Mund vom anderen und so manches ist eine bunte Mischung. Aber es ist eine Frage, wie wir diese Ähnlichkeiten erkennen und wahrnehmen.

Mir macht es heute noch Freude zu erkennen, was ich wirklich von meinem Vater habe bzw. in welcher Hinsicht wir uns ähnlich sind. Immer, wenn wir uns begegnen, fallen uns Dinge auf, Vorlieben oder Abneigungen, die wir teilen und die andere oft für seltsam halten. Uns verbindet das und ich merke, wie mich das freut. Weil ich so eine Verbundenheit zu meinem Vater spüre, die ich jahrelang nicht hatte. Außerdem finde ich es schön zu sehen, wo ich hinwurzele. Wie sich die Äste und Wurzeln eines Stammbaumes im realen Leben zeigen. Wo ich hingehöre, auch wenn ich jetzt ganz woanders bin und weiter meine Zweige ausbreite. Aber es sind Erkenntnisse, die ich selbst treffe, die ich selbst entdecke. Die mir niemand wie einen Vorwurf oder eine Schublade zuordnet.

Miniklein wird zur Zeit viel mit den anderen beiden Geschwistern verglichen und auch ich ertappe mich immer wieder dabei. Es ist naheliegend und natürlich auch spannend. Aber ich versuche es vor den Kindern nicht zu deutlich zu äußern. Und wenn, dann möchte ich es freudig vermitteln, was ich an positiven interessanten Vergleichen feststelle. „Schau, das hast Du als Baby auch gemacht.“ an Herrn Klein gerichtet ist mir lieber als ein „Das machst Du wie Dein Bruder!“ zu Miniklein. Weil es so zeigt, dass beide von sich aus etwas gleiches haben/tun, sie etwas verbindet und nicht der eine dem anderen etwas „nachmacht“.

Es ist nicht einfach, eine Familie wächst an vielen ähnlichen Strängen, die immer wieder auftauchen hier und da. Jedem dabei sein individuelles Ich und (Un)Gleichheiten selbst herausfinden zu lassen ist nicht immer leicht, aber wichtig. Für das Entdecken der eigenen Person inmitten diesem Gefüge. Hinzu kommt, dass es Phasen gibt, in denen sie unbedingt anders sein wollen als ihre Geschwister oder Eltern, dann wieder Momente, in denen sie Gleichheiten genießen. Begleiten wir sie gespannt auf diese Entdeckungsreise.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. margreth

    mein Vater ist freiwillig aus dem Leben geschieden da war ich grad einmal fünfzehn..und angeblich (ich kann mich trotz Therapie kaum daran erinnern..-) waren wir sehr innig verbunden. Was ich noch weiss ist, dass er mich gerne mit in den Wald genommen hat, zum Schwammerlsuchen- und einmal hat er mich verloren, und ich hab so panisch geprüllt, dass er mich nicht erkannt hat.

  2. andrea

    je älter ich werde, um so mehr bemerke ich ähnlichkeiten zu meinen eltern äusserlich und innerlich. von anderen wurde mir das schon vorher oft unter die nase gerieben und ich mochte das nicht sonderlich. jetzt aber, im eigenen nachvollziehen kann ich es akzeptieren und schätzen (lernen.) das zum einen. zum anderen stimme ich dir voll zu. diese eigenschaften als negative vergleiche zu benutzen, um beide damit zu erniedrigen, dass ist wirklich nicht schön. und leider ein verbreitetes mittel im elterlichen anerkennungskrieg. und ja, diese geschwistervergleiche brauchen ein feines gespür. da sind deine drei ja in guten händen. und manchmal vermute ich, auch aus eigener erfahrung heraus, dass wir gebrannten kinder da besonders dafür sensibilisiert sind. (was sicher auch zu mancher überempfindlichkeit führt, aber eben auch dazu, dass wir nicht so holzhammermässig unterwegs sind ;-) danke dir für deinen post. einmal mehr.

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