A wie Absage und Anker

Vor kurzem hat mich eine Freundin völlig spontan gefragt, ob ich Lust hätte, als „Native Speaker“ in einem Kindergarten mit Montessori Ansatz zu arbeiten. Da wäre grad eine Stelle frei. Ich war völlig überwältigt, überrascht und vom jetzigen Leben 1.0 überhaupt mal wieder besonders genervt. Ich wollte Hurra! schreien. Und musste dennoch absagen.

Ich hab mich also beworben. Ganz klassisch mit Lebenslauf und ohne irgendwelche Referenzen. Die hab ich ja noch nicht. Und mein Diplomzeugnis vom Bauwesen brauchte ich sicher nicht dazulegen.
Prompt kam auch der Anruf und eine Terminvereinbarung für ein Gespräch. Ich habe mir die Einrichtung angeschaut und mehr über die Tätigkeit erfahren. Und das Gehalt. Das Gehalt.

Es ist unglaublich, wie schlecht die Menschen bezahlt werden, die 40h die Woche, 8h am Tag die nächste Generation betreut und begleitet. Die Verantwortung wird hier meiner Meinung nach völlig vernachlässigt. „Die spielen ja nur.“ war vielleicht auch mal mein Glaube, als ich noch keine Ahnung hatte von Kindern und dem Job, den alle wirklich leisten, die mit ihnen zu tun haben.

Nicht dass Kinder so anstrengend wären oder mühsam. Gar nicht. Aber sie sind fragil. Fragil dahingehend, dass man so viel in eine Richtung biegen und versteifen kann, ohne dass es einem bewusst ist. Jeder Satz, jede Handlung kann so unglaublich viel anrichten bei einem Kind, was die Welt noch ganz anders sieht und alles aufsaugt wie ein Schwamm. Meist unbewusst.

Aber ich lenke vom Thema ab. Die Bezahlung war also ein Witz. Natürlich habe ich keine Berufserfahrung, und die Gehaltspolitik kann ich auch nicht ändern in der Branche. Aber dass es für mehr Stunden, als ich jetzt in Leben 1.0 arbeite noch immer weniger ist, als jetzt, finde ich unglaublich schockierend.

Hinzu kommt, dass ich dann also mehr Stunden arbeite als jetzt. Zwar in einem Bereich, der ungefähr etwas mit dem zu tun hat, was ich machen will. Aber mir bleibt wiederum wieder weniger Zeit für alle Projekte und Ausbildungen, die mir helfen sollen, mich 100% ins Leben 2.0 zu katapultieren. Und das war der Knackpunkt.
Ich kann nicht noch länger „rumtanzen“ und Zeit vergehen lassen. Mich in eine Richtung schlängeln, die mich doch von meiner wirklichen Richtung, von meinem allmählich freigeschaufelten Weg abbringt. Ich kann die wirklich wesentlichen Ideen und Projekte nicht wieder auf Eis legen.
Also danke für diese Möglichkeit, weiter 24h die Woche Bauwesen, 24h die Woche Projekte, die mich so wenig interessieren, dass ich nur durch Reframing Perspektive bewahren kann. Und nach Feierabend lesen, lernen und planen.

Und dann bleibt mir ja noch Ankern. Tief in mich fühlen dahin, wo diese Begeisterung für Leben 2.0 liegt und lebt. Immer wieder. Um nicht zu vergessen, wofür ich mache, was ich mache. Ommmm.

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