5 Wege mit dem Gefühl des Neids umzugehen

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Neid ist ein furchtbar unbrauchbar und unnötiges gelbes Gefühl. Dennoch schlägt es immer wieder zu. Meist ganz unverhofft und ohne Voranmeldung. Was seine Wirkung natürlich verstärkt. Auch mich überkommt immer wieder dieses Gefühl. Das Internet hilft dabei sehr – es zeigt mir sehr oft Menschen, die etwas haben, was ich gern hätte, etwas tun, was ich so gern tun oder gern können würde. Und dann werde ich furchtbar unruhig. Meine heile Welt, in der ich mich eben noch befand, bröckelt und bröselt, es wackelt alles, wie bei einem Erdbeben und wenn ich Pech habe und nicht aufpasse, dann bricht das Haus über mir zusammen und Schutt und Geröll lagern schwer und unsanft auf mir. Mein Leben. 

Klar, da sind die Blogger*innen mit so viel mehr Followerzahlen. Da sind die Kursleiter*innen mit ausgebuchten Kursen. Da sind die Autor*innen mit ihren veröffentlichten Büchern. Da sind die Kreativen mit ihren unfassbar schönen Werken. Und ach, wer da nicht alles auftaucht und das Gefühl des Neides in mir hervorruft.

Aber in letzter Zeit macht mir das immer weniger aus. Darüber bin ich sehr froh und es hat mich dazu bewogen mal zu hinterfragen, warum ich mit Neid besser umgehen kann. Denn das ist es ja, was wir brauchen: eine Strategie. Denn der Neid, der wird immer wieder zuschlagen.

Anerkennen, dass ich neidisch bin
Anfangs haben mich diese Gefühle des Neids eben wirklich ausgehebelt und das Haus über mir zum Einstürzen gebracht. Keine Frage hat es immer wieder viel Kraft und Energie gekostet, es wieder aufzubauen. Doch schon als ich begonnen habe zu erkennen, dass es einfach Neid ist, der mich da heimgesucht hat, fühlte sich die Situationen leichter und greifbarer an. Es war nicht mehr das komplett überrumpelnde Gefühl der Hilflosigkeit, sondern ein Benennen und Erkennen. Ich habe mich dann oft gefragt: Was macht mich dabei so hilflos? Ist es Wut? Ist es Angst? Was genau in mir? Ich habe in mich hinein gespürt und ganz genau versucht zu differenzieren und dann die tatsächlichen Gefühle zu benennen. Das ist heilsam, denn es hilft uns all das wirre Chaos in Kopf und Herz zu sortieren und zu ordnen. Und das dann zu richten und zurechtzurücken.

Vor allem ist es wichtig diese Gefühle anzunehmen. Denn Widerstand bedeutet immer, dass wir das Gefühl verstärken und dazu noch destruktive Gefühle zulassen. Das bedeutet: Leiden. Christopher Germer hat in seinem Buch „Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl“ eine Formel für Leiden genannt:

Schwierige Gefühle x Widerstand = Destruktive Gefühle

Es ist also besser das Gefühl zu benennen, es anzunehmen und dadurch zu reduzieren.

Hinterfragen
Dann stellte ich mir meist die Frage: Was genau macht mich jetzt so neidisch? Diese hohe Followerzahl? Wirklich? Was sagt die schon aus? Die ausgebuchten Kurse? Wer weiß, ob das nicht ein Marketingtrick ist. Die Kreativität der anderen? Ja aber das heißt doch nicht, dass ich unkreativ bin. Ich stehe nur ganz woanders und vielleicht bin ich in anderen Bereichen viel kreativer. Da sieht man, wie schnell man durch Hinterfragen den Neid schon etwas ins eigentliche (und oft gar nicht so helle) Licht richten kann.

Eigene Fähigkeiten ins Licht rücken
Das führte unweigerlich eben dazu, dass ich meine eigenen Fähigkeiten mal ins rechte Licht gerückt habe. Worauf bin ich hier wirklich neidisch? Und wenn ich das wirklich nicht so gut hinbekomme wie der oder die da, was kann ich denn besonders gut? Was macht mich aus? Was sind meine Besonderheiten? Wieso werfen wir immer alle unsere eigenen Stärken über Bord, nur weil da jemand ist, der in einem Bereich erfolgreicher scheint? Das führt ja nur dazu, dass wir uns generell kleiner machen, als wir sind, und das dient uns natürlich nicht.

Und darüber hinaus sind wir ja ganz individuell und anders als alle anderen Menschen. Das Vernetzen und Verkaufen ist eben nicht mein Ding und deshalb muss ich eben andere Wege gehen. Das heißt ja nicht, dass ich nicht ans Ziel komme. Das heißt, dass ich meinem eigenen Selbst folge. Und das ist wichtiger, als zu schauen, was andere machen und das zu kopieren. Denn das führt dann wieder unweigerlich nur zu Neid.

Erkennen, was ich eigentlich schon geschafft habe
Und falls uns schwer fällt diese Fähigkeiten zu benennen, weil das Gefühl des Neides so unfassbar stark ist, dann hilft es einmal in Ruhe zu überlegen, was wir selbst eigentlich schon geschafft und erreicht haben. Und das ist egal welchen Bereich das abdeckt, denn was auch immer wir geschafft haben im Leben zeigt uns: Wir haben Stärke. Wir haben Mut. Wir haben Kraft. Wir sind jemand, der etwas erreicht, der seinen Zielen folgt. Wie kann es also sein, dass da jemand daher kommt und all das zunichte macht?

Für mich ist das der kraftvollste Schritt den Neid nach Hause zu schicken. Erst neulich habe ich mir wieder eine Liste erstellt an den Dingen, die ich im Leben einfach angepackt und erreicht habe. Danach war ich ziemlich stolz auf mich. Denn das war einiges und hat mich wirklich etwas beeindruckt. Manches hatte ich sogar schon vergessen bzw. ins Unterbewusstsein gerückt. Und da schlummerte es ganz einsam. Wie schade. Wir sind so viel mehr. Wir können und schaffen so viel mehr. Und ich wette du kannst das auch!

Träume und Ziele klar vor Augen halten
Und wenn ich den Neid dann schon ein wenig verkleinert und zurechtgerückt habe, dann halte ich mir wieder meine ganz eigenen und individuellen Träume und Visionen vom Leben vor Augen. Denn die sind es doch, für die ich tue, was ich tue. Und vielleicht muss ich da etwas stärker kämpfen als andere – gut. Das heißt aber nicht, dass ich sie nicht schaffen kann. Aber vielleicht gehe ich auch einfach ganz andere Wege, weil ich ja schließlich ein ganz eigenes individuelles Ziel habe. Also sollte ich mich auch nicht auf meinem Weg von jemand anderem in falsche Richtungen lenken lassen.

Ich denke, dass diese Schritte sehr wirkungsvoll sein können, wenn uns das gelbe Gefühl mal wieder überrannt. Vor allem, weil sie den Blick zurück auf uns lenken, auf unser Inneres. Und damit weg von dem, was uns neidisch macht und zurück zu uns selbst und in unsere innere Kraft. Früher habe ich eher versucht mir das, was die Person tut oder die Person selbst schlecht zu reden und mir glaubhaft zu machen, dass das ja so alles nicht stimmt oder nicht gut ist. Aber das hat mich negativ gestimmt auf die andere Person hin anstatt mich positiv auf mich zu besinnen. Aber bei mir zu bleiben ist einfach so viel kraftvoller.

Worauf oder auf wen seid ihr immer wieder neidisch? Wie geht ihr damit um?

 

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. lena

    Danke!
    Mir tut es auch immer am besten, wenn ich anerkenne „okay, das macht mich neidisch“. In dem Moment, wo ichs zulasse, kann ich mich schon etwas Positiverem zuwenden – was genau ist es und ist es mir so wichtig, dass ich es auch erreichen will? Welcher Weg führt dahin? Mag ich den gehen? …

  2. andrea

    für mich ist der neid kein ’schlechtes‘ gefühl und ich glaube auch nicht daran, dass es per se ‚destruktive‘ gefühle gibt. sondern sehe es eher als mögliche folge, dass die gedankliche auseinandersetzung damit in destruktive handlungsweisen münden kann… wenn man lernt mit all seinen gefühlen zu sein und sie willkommen zu heissen, wie beispielsweise blumen in einem inneren garten, dann nutzt man ihr potenzial. sie anzuschauen, ihre qualität zu erkennen und ihren tieferen sinn. jemanden um etwas zu beneiden könnte z.b. ein hinweis darauf sein, dass im eigenen sosein gerade aspekte zu kurz kommen, die auch gelebt werden wollen. hier kann man ganz einfach neugierig weiterforschen…ich mag auch nicht mehr so gern schauen, was ich -auch im vergleich- besser kann, worauf ich besonders stolz sein kann usw. zum einen, weil ich zunehmend lust darauf habe, mich einfach so sein zu lassen. es gut sein zu lassen. mich einfach so zu lieben und wertzuschätzen. und zum anderen, weil dass was mir leicht fällt, was ich besonders gut kann, eben auch nur ein geschenk des lebens an mich ist, etwas was mir zugefallen ist und kein verdienst. soweit meine gedanken dazu. danke für die inspiration, liebe nadine

    1. Stefanie

      „es gut sein zu lassen. mich einfach so zu lieben und wertzuschätzen.“ Oh , da versuche ich auch gerade hinzukommen. Ich mag diese „was ich alles geschafft habe“-Listen auch nicht so sehr. Ich hab dann immer das Gefühl mich beweisen zu müssen. Und das macht es irgendwie nicht besser, fühlt sich immernoch nach Kampf an. Meistens wenn ich neidisch bin, ist es die Anerkennung die andere für ihre Leistung erfahren, auf die ich eigentlich neidisch bin, nicht die Leistung an sich. Es ist also Wertschätzung die mir dann fehlt. Oder das Gefühl wertvoll zu sein, egal wie viel oder wenig (in meinen Augen) ich schaffe. Dann hilft es mir eher, mir die Menschen vor Augen zu führen, die mich brauchen/wertschätzen. Drei sehr kleine Menschen im Moment. Und ein paar große.
      Ansonsten bin ich noch neidisch, wenn jemand seine Leidenschaft gefunden hat, das innere Glühen, das was man einfach so macht, ohne Anspruch auf Rückmeldung. Gegen diesen Neid habe ich noch kein Mittel, das flammt immer wieder auf.
      Viele Grüße.

  3. Tina

    Danke für deinen Post! Ich bin oft neidisch auf Berufsgruppen, die unverdient grosse Privilegien haben. Da hilft es mir, anzuerkennen, dass es in der Welt keine Gerechtigkeit gibt (und ich aus anderen Blickwinkeln, z.B. aus den Augen einer Näherin in Indien, auch sehr priviligiert bin, ohne etwas dafür gemacht zu haben). Und danach versuche ich, mich auf meine Werte zu besinnen und nach denen zu leben (und mich daran zu erinnern, dass möglichst gute Arbeitsbedingungen und es möglichst „leicht“ zu haben kein Wert ist…).

  4. Petra

    Oh ich bin sooo neidisch wenn mein Mann etwas mit großer Leidenschaft macht. ZB. Grillen, im Garten arbeiten uvm. Und zwar deshalb weil ich das nur begrenzt machen kann bzgl. unseres dauerstillenden Babys. Ich kann momentan nichts fertig machen. Ich habe aber gelernt mir kleinere Ziele zu setzten. Und ich stille doch mit voller Leidenschaft. Und wenn man das Gefühl voll zulässt und dann durch ist dann geht es mir eigentlich super.

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